Donnerstag, 23. Juli 2015

Monolog des Urgottes, Isis und Osiris (Nach Plutarch)

Monolog des Urgottes

Als ich entstand, entstanden alle Wesen. Ich entstand in den Gestalten des Chepra, der am Uranfang stand. Als ich existierte, gab es nur die Urgötter, die ich geschaffen habe. Ich tat, was ich wollte. Ich gebot meiner Hand, den Samen zu erzeugen, so dass ich Schu und Tefnut schaffen konnte. Ich brachte sie aus meinem Mund hervor. Ich schuf alle Wesen, als ich allein war. Ich entstand als ein einziger Gott.

Isis und Osiris (nach Plutarch)

Rhea soll sich heimlich mit Kronos begattet haben, Helios bemerkte es und verwünschte sie, dass sie weder in einem Monat noch in einem Jahre gebären solle. Auch Hermes soll als Liebhaber zu der Göttin gekommen sein, als er dann mit Selene Brett spielte und ihr ein Siebzigstel jedes Tages abgewonnen, da bildete er aus allen diesen Teilen fünf volle Tage und schaltete sie hinter die 360 Tage des Jahres ein. Die Ägypter nennen sie jetzt Schalttage und feiern sie als Geburtstage der Götter. An dem ersten Tage soll sie den Osiris geboren haben, gleichzeitig will man eine Stimme gehört haben, der Herr aller Wesen trete an das Licht. (Einige berichten, ein gewisser Famyles habe in Theben beim Wasserschöpfen eine Stimme aus dem Tempel des Zeus gehört, die ihm befahl, laut zu verkünden, dass der große König, der Wohltäter Osiris geboren sei, deshalb habe er den Osiris aufgezogen, der ihm von Kronos übergeben war, und habe ihm das Fest der Familien geweiht, das den Fhallephorien ähnlich ist.) Am zweiten Tage soll Haroeris (geboren sein), den einige Apollon oder den älteren Horus nennen. Am dritten Tage soll Typhon (geboren sein), aber nicht an der richtigen Stelle und zur bestimmten Zeit, sondern er soll, den Schoß durchbrechend, durch die Seite hinaus gesprungen sein. Am vierten soll Isis ganz in Flüssigkeit geboren sein, am fünften Nephthys, die man auch Teleute oder Aphrodite, einige auch Nike nennen, Osiris und Haroeris sollen von Helios abstammen, Isis von Hermes, Typhon und Nephthys aber von Kronos. Deshalb hielten die Könige den dritten Schalttag für unglücklich, und an ihm arbeiteten sie nicht und pflegten sich nicht bis zur Nacht. Nephthys soll sich dem Typhon vermählt haben, Isis und Osiris wohnten sich in Liebe noch vor der Geburt im Mutterleibe im Dunklen bei. Man sagt, dass so Haroeris entstanden sei und dass er von den Ägyptern der ältere Horus, von den Hellenen Apollon genannt werde. Regierung und Ermordung des Osiris Als Osiris König war, soll er die Ägypter sogleich von der ärmlichen und wilden Lebensweise abgewendet haben, indem er sie im Feldbau unterrichtete und ihnen Gesetze gab und sie die Götter zu ehren lehrte . Später durchzog er die ganze Erde, um sie zu Gesittung zu bringen, kaum die Waffen anwendend, sondern die meisten durch Überredung und das Wort gewinnend, wobei er Gesang und Musik aller Art zauberhaft anwandte, deshalb meinen die Hellenen, dass er mit Dionysos gleichbedeutend sei. Als er (Osiris) einmal abwesend war, nahm Typhon keine Änderungen vor, weil Isis wohl acht gab und ihm energisch entgegentrat. Als er (Osiris) zurückkehrte, stellte er (Typhon) ihm mit List nach, dabei hatte er sich mit 72 Männern verschworen und die aus Äthiopien (Nubien) anwesende Königin namens Aso als Helferin angenommen. Heimlich verschaffte er sich das Maß des Körpers des Osiris, fertigte nach dieser Größe einen schönen und reich ausgeschmückten Kasten an und brachte ihn zum gemeinsamen Mahl. Als man den Anblick wahrnahm und ihn bewunderte, versprach Typhon im Scherz, wer in dem Kasten liegend ihn genau ausfülle, solle ihn als Geschenk erhalten. Alle versuchten es der Reihe nach, aber niemand passte, zuletzt stieg Osiris hinein und legte sich nieder Die Verschworenen liefen herbei, legten den Deckel auf, nagelten ihn außen fest, gossen heißes Blei darüber, schafften ihn zum Fluss und ließen ihn durch die tanitische Mündung in das Meer entführen, die deshalb noch jetzt verabscheut und von den Ägyptern nur mit Nichtachtung benannt wird. Dieses soll am 17. Tage des Monats Hathor (Athyr) geschehen sein, in welchem die Sonne den Skorpion durchläuft. Damals war das 28. Jahr der Regierung des Osiris, einige geben jedoch an, er habe die genannte Zeit gelebt, nicht regiert.
Isis irrt klagend umher.
Zuerst sollen die bei Chemmis wohnenden Faune und Satyr das Unglück erfahren und die Kunde des Geschehenen verbreitet haben, deshalb werden noch jetzt plötzliche Schrecken und Verwirrungen der Menge "panische" genannt. Als Isis dies erfuhr, schnitt sie einen ihrer Zöpfe ab und legte ein Trauerkleid an, woher die Stadt bis heute Kopto heißt (andere behaupten, dieser Name bedeute "Beraubung" denn berauben heißt "koptein"). Ganz verschüchtert irrte sie umher und ließ niemanden vorübergehen, ohne ihn anzusprechen. Sogar Kinder fragte sie, ob sie dem Kasten begegnet wären. Solche hatten ihn zufällig gesehen und nannten die Mündung, durch welche die Freunde des Typhon das Behältnis zum Meer gesandt hatten. Deshalb glauben die Ägypter, dass Kinder zu wahrsagen vermögen, und sie nehmen als Vorzeichen gern ihre Rufe, die sie beim Spiel in den Tempeln zufällig ausstoßen. Isis erfuhr, dass Osiris ohne Wissen ihrer Schwester (Nephthys) in Liebe beigewohnt habe, als ob sie es selbst sei, und sah den Kranz von Honigklee, den jener bei Nephthys zurückgelassen hatte. Da suchte sie das Kind, das gleich nach der Geburt aus Furcht vor Typhon von der Mutter ausgesetzt war. Von Hunden geführt, fand sie es nach vieler Mühe und zog es auf, so dass es ihr Wächter und Gefährte wurde, es erhielt den Namen Anubis und soll für die Götter wachen wie die Hunde für die Menschen.
Isis holt den Sarg des Osiris aus Byblos Isis erfuhr ferner über den Kasten, dass er in der Gegend von Byblos durch das Meer ausgeworfen und an einer Zeder abgesetzt sei. Die Zeder schoss in kurzer Zeit als ein großer und schöner Stamm in die Höhe, umgab ihn, wuchs um ihn herum und verbarg ihn vollständig in sich. Der König bewunderte die Größe des Baumes, ließ den Stamm abschneiden, in welchem der Kasten unsichtbar steckte, und ihn als Dachstütze (im Palast) aufstellen. Auf wunderbare Weise kam das Gerücht zu Isis, die sich nach Byblos begab und sich als armes und verweintes Weib an eine Quelle setzte, ohne mit irgend jemand zu sprechen. Nur zu den Dienerinnen der Königin war sie freundlich und liebreich, flocht ihnen das Haar und hauchte dem Körper den wunderbaren Wohlgeruch ein, der von ihr selbst ausströmte. Als die Königin die Dienerinnen sah, verlangte sie nach der Fremden, deren Haar und Körper so ambrosisch dufteten. So holte man sie (Isis) und setzte sie zur Amme des Kindes der Königin ein. Der Name des Königs soll Malkandros sein, seine Gattin nennen die einen Astarte, die anderen Saosis, noch andere Nemanûn, was die Hellenen Athenais nennen. Isis nährte (das Kind), indem sie ihm statt der Brust den Finger in den Mund steckte. Bei Nacht verbrannte sie die sterblichen Teile des Körpers. Sie selbst verwandelte sich in eine Schwalbe und flog klagend um die Säule. Die Königin, die sie beobachtete, schrie laut auf, als sie den Säugling verbrennen sah, und raubte ihm dadurch die Unsterblichkeit. Die Göttin offenbarte sich, verlangte die Säule des Daches, schnitt die Zeder ab und zog sie mühelos hinweg. Dann umhüllte sie diese mit einem Leichentuch, goss Salbe darüber und schenkte sie der königlichen Familie (noch jetzt sollen die Byblier das im Tempel liegende Holz der Isis anbeten). Sie warf sich über den Kasten und schluchzte so, dass der jüngste der Söhne des Königs starb, den älteren nahm sie mit sich und entführte den Kasten, den sie in ein Schiff gesetzt hatte. Als der Fluss Phaidros bei Tagesanbruch einen bösen Wind aufkommen ließ, ließ sie im Zorn das Flussbett versiegen.

Totenklage der lSIS

Als Isis in die Einsamkeit gelangte und allein war, öffnete sie den Kasten, küsste das Gesicht (des Osiris), ihr eigenes anschmiegend, und weinte. Als der Knabe (Anubis) lautlos von hinten hinzugekommen war und den Vorgang beobachtete wandte Isis sich erzürnt um und blickte ihn schrecklich an, der Knabe ertrug die Angst nicht, sondern starb.
Set zerstückelt die Leiche des Osiris Als Isis sich zu ihrem Sohne Horus begab, verbarg sie das Behältnis (mit der Leiche des Osiris). Typhon traf auf es, als er nachts im Mondschein jagte, er erkannte die Leiche, zerriss sie in 14 Teile und verstreute sie. Sobald Isis es erfuhr, begab sie sich auf die Suche, in einem Papyrusnachen die Sümpfe durchfahrend. Deshalb sollen Schiffer, die in Papyruskähnen fahren, von Krokodilen nicht angegriffen werden, sei es aus Furcht, sei es aus Verehrung gegen die Göttin.

Bestattung des Osiris

Aus diesem Grunde spricht man von vielen Gräbern des Osiris in Ägypten, weil Isis für jeden Teil ein Grab errichtete, wo sie ihn fand. Andere verneinen dies, behaupten vielmehr, sie habe Nachbildungen (der Leiche) verfertigt und jeder einzelnen Stadt übergeben, als ob sie den Körper selbst anvertraute, damit er an mehreren Stellen Verehrung genösse und Typhon, wenn er Horus überwinden und das wahre Grab suchen sollte, auf viele Gräber hingewiesen und in die Irre geführt wurde. Von allen Teilen des Osiris konnte Isis allein das Schamglied nicht finden, weil dieses sogleich in den Fluss geworfen und von den Fischen Lepidotos und Phagros und Oxyrynchos gefressen war, die am meisten von den Fischen verabscheut werden. Isis fertigte statt dessen eine Nachbildung an und weihte den Phallus, den die Ägypter auch jetzt noch verehren.

Horus als Rächer des Osiris

Dann kam Osiris aus dem Hades zu Horus, rüstete ihn für den Kampf und übte ihn. Er fragte ihn, was er für das Schönste hielte, dieser (Horus) antwortete: Vater und Mutter wieder zu Ehren bringen, nachdem sie Unheil erlitten haben. Er (Osiris) fragte zum zweitenmal: Welches Tier er für das nützlichste zum Kampfe hielte. Als Horus das Pferd nannte wunderte er sich und fragte, weshalb nicht lieber den Löwen als das Pferd.
Horus erwiderte: Wenn der Löwe auch für den Hilfsbedürftigen wertvoll sei, so diene das Pferd aber zur Verfolgung des Fliehenden und zur Vernichtung des Feindes. Als Osiris dies hörte, freute er sich, weil die Ausrüstung des Horus nun genügte.
Man berichtet, dass immer mehr Leute zu Horus übergingen und auch Thueris die Genossin des Typhon kam eine Schlange, die sie angriff, wurde von den Leuten des Horus zerhackt. Deshalb wirft man auch jetzt bei den Festfeiern einen Strick hin und zerhackt ihn in der Mitte. Der Kampf dauerte viele Tage, endlich siegte Horus. Typhon wurde gefesselt der Isis übergeben, sie tötete ihn nicht, sondern befreite ihn und schickte ihn weg.
Horus konnte sich nicht beherrschen, sondern legte Hand an seine Mutter und riss ihr die Krone vom Kopf, Hermes setzte ihr aber einen Helm mit Rinderkopf auf. Typhon warf dem Horus vor Gericht seine uneheliche Geburt vor, aber Horus wurde durch Unterstützung des Hermes von den Göttern als legitim anerkannt und Typhon in zwei neuen Kämpfen vollständig überwunden. Endlich gebar lsis von Osiris, der ihr nach seinem Tode beiwohnte, den Hapokrates, der als Frühgeburt und an den unteren Gliedern schwach erschien.

Eine andere Erzählung zum selben Thema lautet :

An der Oberfläche des Urmeers genannt Nun erschien eine Blume und hieraus entstand Ra, der Sonnengott. Er ist der Erschaffer der Welt und der Herr des Lebens. Er erschuf die Menschen und ließ die 4 Götterkinder, Shu (Luft), Geb (Erde), Tefnut (Feuchtigkeit) und Nut (Himmelsgewölbe) entstehen. Geb und Nut hatten die Söhne Typhon und Osiris sowie die Töchter Isis und Nephthys.

Osiris vermählte sich mit Isis und trat gemeinsam mit ihr die Herrschaftsnachfolge von Re an. Ihr gemeinsamer Sohn Horus wurde in der Folge König von Ägypten. Osiris Bruder Typhon ehelichte Nephthys, die ihrerseits jedoch Osiris zugetan war. Durch ein Täuschungsmanöver gelang es Nephthys von Osiris einen Sohn zu empfangen, denn Osiris hielt sie für seine Gemahlin.

Typhon beneidete Osiris um die Herrschaft und als sich die Gelegenheit ergab, dass Osiris sich in einen Holzsarg bettete, schloss Typhon den Deckel zu und warf den Holzsarg in den Nil. Nephthys, die inzwischen Osiris einen Sohn geboren hatte, setzte diesen aus Furcht vor ihrem Gatten aus. Während Isis verzweifelt nach dem toten Körper des Osiris suchte, erhielt sie Kenntnis von dem anderen Nachkommen ihres Gefährten. Sie ließ ihn aufspüren. Als man ihn gefunden hatte, nahm sie ihn als Sohn zu sich und gab ihm den Namen Anubis. Endlich bekam sie auch Nachricht von Osiris. Der Kasten, in welchem sich dessen Körper befand, war vom Nil ins Meer geschwemmt und von diesem weiter an Land auf einen jungen Schössling gespült worden. Der Holzkasten war inzwischen mit dem Baum verwachsen und der Stamm des Baumes zierte als Säule den Palast eines Königs.

Auch Typhon erfuhr, dass der tote Körper von Osiris gefunden worden war und bemächtigte sich seiner. Er verstreute die Körperteile des Leichnams über die Felder des Landes. Isis sandte Anubis aus, um die Körperteile ihres Mannes zusammenzusuchen. Isis bekam alle Teile des Leichnams zurück, bis auf den Phallus des Osiris, dieser war nicht zu finden. Sie fügte die Leichenteile zusammen und fertigte einen Phallus aus Holz. Mit Hilfe von Magie erweckte sie Osiris zu neuem Leben. Fortan herrschte dieser nun über die Unterwelt.

Horus, der Sohn von Isis und Osiris besiegte Typhon später in einer gewaltigen Schlacht und brachte ihn als Gefangenen zu seiner Mutter. Erzürnt darüber, dass Isis dem Typhon die Freiheit schenkte, riss er seiner Mutter die Krone vom Haupt.

Aus der ägyptischen Götterlehre und dem Schicksal des Osiris ergab sich, dass auch der ägyptische König, der als Gott verehrt wurde, in seinem 30. Regierungsjahr getötet wurde, da sich seine Fruchtbarkeit erschöpft hatte. Die Teile seines Leichnams wurden ebenso wie die des Osiris über die Felder des Landes verstreut, um dessen Fruchtbarkeit zu erhalten.

Man ging davon aus, dass die Lebenskraft nach dem Tod des Körpers weiter wirkt. Die Seele begibt sich auf eine lange Wanderung. Die Stationen dieser Reise sind in Bildern auf der Innenseite des Sarges dargestellt, damit die Seele ihren Weg findet. Als Grabbeigaben erhielten die Verstorbenen Speisen und Getränke und die sterbliche Hülle wurde mit Pflanzenextrakten einbalsamiert, um sie zu erhalten.

Bei dem anschließenden Totengericht fungiert Osiris als Richter mit 42 Beisitzern. Das Herz des Toten wird auf einer Waagschale gewogen und die Ergebnisse werden im Buch des Lebens aufgeschrieben. Horus geleitet nun die gerichteten Seelen weiter in die Unterwelt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen